80 Prozent Stammgäste aus dem Kreis

Zwei Jahre wird´s noch dauern, bis die Jugendbildungsstätte in Westladbergen so aussieht: Top-modern, nachhaltig gebaut, CO2-neutral. Foto: PDA (Zeichnung)

Nur fürs Foto rund um die große Baugrube: Johannes Dierker, Geschäftsführer der Jugendbildungsstätte, hat das gerne gemacht. Ein feines Lächeln auf dem Gesicht zeigt, wie sehr er sich freut, dass nach vielen Jahren voller Ideen und Pläne nun endlich Bagger und Handwerker aus Träumen Realität machen. Foto: Henrichmann-Roock

Die Jugendbildungsstätte Westladbergen im Kreis Steinfurt wird für 7 Millionen Euro erweitert und umgebaut. Der Umbau soll 2025 abgeschlossen sein und die Zukunft der Bildungsarbeit für junge Menschen im Kreis Steinfurt sichern.

 

Westladbergen, Jugendbildungsstätte. Irgendwo im Nirgendwo im Kreis Steinfurt: Bagger, Kran, Handwerker – für sieben Millionen Euro wird hier gebaut. Erweiterung und Bestands-Umbau, alles wird besser, alles schöner. Sieben Millionen Euro soll´s kosten. Dazu ein Satz, den man erstmal sacken lassen muss: „Die Zukunft der Bildungsarbeit im Kreis Steinfurt ist damit gesichert!“

 

Sagt Johannes Dierker (63). Klingt selbstbewusst. Aber Recht hat er! Zwar nur für einen Teilbereich, aber immerhin: Wir reden über außerschulische Bildung für junge Menschen. Von Grundschule bis knapp an die 30. Die junge Generation. Die Zukunft. Die, die unsere Rente zahlen sollen. Bildung, da ist Johannes Dierker 100-prozentig sicher, macht Sinn. Ein Berufsleben lang, seit 32 Jahren schon ist er Geschäftsführer der Jugendbildungsstätte in Westladbergen. Das gehört zum Dorf Saerbeck, liegt aber weit raus in Nachbarschaft zum Flughafen FMO und dem Dortmund-Ems-Kanal. Beileibe ist das nicht mitten im Kreis ST. Und dennoch ist die Jugendbildungsstätte eine ganz besondere Einrichtung hier im und auch für den Kreis. Johannes Dierker hat uns was dazu erzählt.


Etwa 70 eigene Veranstaltungen im Angebot

Vor allem, was dort stattfindet in Westladbergen. Wo in jedem Jahr über 5000 Besucher gezählt werden, die 15.000 Übernachtungen in der Jugendbildungsstätte verbringen. Jugendherberge und Jugendbildung kommen zusammen. Schulklassen, Freiwilligendienste, Familien, Studentengruppen, Pfarreien, Teams von Sozialen Trägern – sie alle und noch viele mehr – kommen für ein, zwei, drei Tage in die Jugendbildungsstätte. Schlafen für 40 Euro pro Nacht, drei Mahlzeiten inklusive und ein umfangreiches Bildungsprogramm aus zahlreichen Bereichen – hier lässt sich Bildung in Gemeinschaft gut erleben, lässt sich in Seminaren gut lernen.

 

Berufsvorbereitung, Soziale Kompetenz, Suchtprävention, Schulgemeinschaftstage, Umweltpädagogik, religiöse Orientierung, Mediation, Konfliktlösung, Medienkompetenz, FSJ- und Bufdi-Kurse oder Multiplikatorenausbildung – etwa 70 eigene Veranstaltungen hat die Jugendbildungsstätte im Angebot. Seminare, Freizeiten, Musik, Sport, Kultur, Besinnung und Begegnung, all das ist möglich. 60 % aller Gäste-Gruppen bringen ihr eigenes Bildungsprogramm mit.


Umbau und Erweiterung sollen Abhilfe schaffen

„Unser Ziel ist Weiterbildung und Kompetenzentwicklung. Wir möchten Wissen, Beurteilungs- und Handlungskompetenz vermittelen“, sagt Dierker. Und das alles in guter Atmosphäre: „Wir sind kein Massenbetrieb, ein gutes Lernumfeld ist wichtig.“ Die Kurse, Seminare und Veranstaltungen werden inhaltlich auf aktuelle Themen abgestimmt. So werden Bildungsangebote in Sachen Medienkompetenz künftig an Bedeutung gewinnnen. Intensiv kooperiert die Jugendbildungsstätte mit dem Kreisjugendamt, der Kreis ist auch einer der finanziellen Unterstützer. Mit rund 100.000 Euro ist er beteiligt an Umbau, Modernisierung und Erweiterung in Westladbergen.

 

„Der Kreis Steinfurt ist ein Schwerpunkt unserer Arbeit“, sagt Dierker. Die Nachfrage nach Seminaren, Tagungen und Angeboten in der Jugendbildungsstätte ist sehr hoch: „Eigentlich sind wir zu 100 % überbucht. Diese hohe Nachfrage können wir aber nicht bedienen“, sagt der Geschäftsführer. So werden Gruppen aus dem Kreis Steinfurt bei Buchungen bevorzugt: „80 % unserer Stammgäste kommen aus dem Kreisgebiet“, sagt Dierker. Der übrigens keinen Hehl daraus macht, dass die Jugendbilungsstätte aktuell „nicht mehr zeitgemäß“ ist. Umbau und Erweiterung sollen Abhilfe schaffen. 2025 soll alles fertig sein. Die Zukunft der Bildungsarbeit für junge Menschen im Kreis ST wäre damit gesichert.

 

„Wir sind nicht kirchlich, werden aber kirchlich gefördert“, erklärt Dierker die Zusammensetzung der Gesellschafter der gemeinnützigen gGmbH Jugendbildunsgstätte Westladbergen: Sie wird seit der Gründung im Jahr 1983 von drei katholischen Verbänden (CAJ-Diözesanverband, KAB-Bildungswerk und Junge Gemeinschaft) getragen.

  • Im Team arbeiten 21 fest angestellte Mitarbeiter. Hinzu kommen 30 freie pädagogische Mitarbeiter.
  • Der Jahresetat beträgt rund eine Million Euro. Finanziert wird die Jugendbildungsstätte durch das Bistum Münster, das Land NRW und den Kreis Steinfurt. Zudem erwirtschaftet man Gebühren und Einnahmen, u.a. für die Übernachtungen im Hause.
  • Die Jugendbildungsstätte dient als Beleg- und Gruppenhaus. 74 Zimmer (4-Bett-Zimmer) sind im Angebot. Der Tagungsbereich (fünf Räume) bietet Platz für 15-74 Teilnehmer, der Außen-/Freizeitbereich ist 10.000 m² groß.
  • Genutzt wird die Jugendbildungsstätte von Gruppen aus dem Kreis ST und WAF, aus dem Münsterland und von überregionalen Gruppen. Auch internationale Gäste werden in Westladbergen begrüßt.

Erschienen am 19. Juli 2023 in den Westfälischen Nachrichten

Von Peter Henrichmann-Roock